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Donnerstag, November 30, 2006

Macht Ritalin bei der Behandlung von ads, adhs süchtig?

Mit dieser Frage habe ich mich neulich mit einer besorgten Mutter am Telefon auseinandergesetzt. Ihr Hausarzt hat Ihr verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Ihr (sehr) hyperaktives Kind vorgeschlagen, aber dringend davon abgeraten, Ritalin, Medikinet oder ähnliche Stimulanzien in Erwägung zu ziehen.

Der Grund: Ihr Kind könnte davon abhängig werden.

Tatsächlich scheint es aber so zu sein, dass durch eine gut abgestimmte medikamentöse Behandlung, sich die Kinder (und Erwachsene) besser konzentrieren können und dadurch aufmerksamer und ruhiger bzw. (bei Träumern) aktiver werden.

Wissenschaftler und Ärzte vermuten, dass die Aufmerksamkeitsfunktion im Gehirn so aktiviert wird, dass das Kind Reize und Signale aus seiner Umwelt besser filtern und sortieren kann. Mit der Folge, dass das Kind sein Verhalten besser steuern kann.

Wenn das Kind unter ärztlicher Aufsicht steht, und die Behandlung im Rahmen einer Therapie abläuft, wird eine zusätzliche Sicherheit gewährt.

Einige ernstzunehmende Untersuchungen zeigen, dass diagnostizierte ads, adhs Kinder, die mit Stimulanzien behandelt wurden, weniger gefährdet sind, Drogen und Alkohol abhängig zu werden, als Nichtbehandelte.

Im Gegenteil, bei Kindern und Jugendlichen, die in einer Vergleichsgruppe nicht behandelt wurden, war das spätere Risiko für Alkohol und Drogen Missbrauch ZWEIMAL höher!

Bei dieser internationalen Auswertung war auch eine Deutsche Studie dabei. Sie wurde durchgeführt von den Universitäten Berlin (Charité), Frankfurt und Köln, unter Leitung von Dr. Michael Huss.

Überlegen wir diese Sache etwas genauer: Wenn es wirklich so ist, dass diese Kinder ständig nach Reizen suchen, oder sich von starken Reizen wie Kokain und Alkohol erst lebendig fühlen, dann könnten sie tatsächlich mehr in Gefahr sein, als Kinder und Jugendliche ohne ads, adhs.

Nicht nur das: Diese jungen Leute versagen oft in der Schule und ernten keine Anerkennung, leider oft zuhause auch nicht. Denn bekanntlich wird ads, adhs oft von Lernschwächen wie Legasthenie und Dyskalkulie oder Rechenschwäche begleitet. Das Bedürfnis nach Anerkennung wird dann in der Gruppe erfüllt, die ihre eigenen Anerkennungsregeln schaffen:

Die Szenarien kennen wir allzu gut:

Wer säuft ist cool, wer Drogen nimmt ist megacool.

Noch heilsamer: Bei dem Drogenkonsum verschwindet die innere Unruhe – und man hat Ruhe vor den Spießern und ihren dummen Anforderungen, die sowieso nie erfüllt werden können.....

Das überzogene Dagegen-Sein, oppositionelles Verhalten genannt, wird bei ads, adhs, häufig beobachtet.
Dieser Teufelskreis ist eine sehr reale Gefahr, die vielen Familien ausgesetzt sind.

Zurück zu meinem Gespräch. Ich habe meiner Gesprächspartnerin empfohlen, Kontakt mit einer Elterninitiative in ihrer Nähe aufzunehmen. Dort findet sie Menschen, die Ähnliches durchmachen und Verbindungen haben zu Spezialisten, die ads, adhs behandeln können.

Im Internet können Sie auch fündig werden. Gute Erfahrungen haben wir von Crealern mit dem Juvemus Verein gemacht. Link: http://www.juvemus.de/

Die Leute von Juvemus sind freundlich, aufgeschlossen und pflegen eine Menge Kontakte zu Top-Spezialisten auf diesem Gebiet.

Übrigens:

Juvemus organisiert einmal im Jahr ein sehr informatives und gutes ADHS-Symposium in Koblenz, mit hochkarätigen Referenten aus dem In- und Ausland.

Erst vor zwei Wochen habe ich, zusammen mit zwei Mitarbeiterinnen, dieses Seminar besucht.

Wie immer konnten wir viele wertvollen Informationen und neueste Forschungsergebnisse in Sachen ADHS mit nach Hause nehmen.

Zur Zeit arbeiten wir diese Flut an Informationen auf und werden sie Ihnen selbstverständlich in den nächsten Wochen auf dem Blog zur Verfügung stellen.

Unser Tipp:

Einfach regelmäßig reinschauen.

Ihr
Joe Kennedy

Quelle: http://www.morgenpost.de/content/2003/02/15/ttt/584321.html

2 Kommentare:

Anonymous Anonym said...

Hallo Herr Kennedy,

Ich heiße Birgit und bin 41 Jahre alt, Mutter eines 15 - jährigen Sohnes, mit Zappelphilippsyndrom.

In der ersten Klasse merkte die Lehrerin unseres Sohnes, das Christopher sehr unruhig war. Er mußte ständig etwas in den Händen halten und konzentrierte sich nicht auf den eigentlichen Unterricht. In der Schule bot man ein paar Stunden mit Kinesiologie an, die wir wahr nahmen. Er fing an Texte zu lesen, ein schöner Anfang. Doch schnell kristallierte sich heraus, das wir wohl einen Facharzt zu rate ziehen sollten.

Also machte ich einen termin bei Dr. Lagenstein in Hamburg. Nach zahlreichen Testungen, erfuhren wir von dem Zappelphilippsyndrom.

Uns riet man zu einer Ritalinbehandlung.

Christopher bekam Ritalin und der Erfolg in der Schule nahm stetig zu.

Leider jedoch auch seine Ängste.

In der 5. Klasse der OS hatten wir dann die Katastrophe, er weigerte sich in die Klasse zu gehen.

Keiner wußte was los war.

Sofort kontaktierte ich den Arzt und wir beschlossen die Behandlung abzubrechen. Es kamen zahlreiche Ängste dazu, wie z.B.: Angst vor der Dunkelheit, vorm alleine bleiben, nicht alleine schlafen,etc.

Erst nach einer 1-jährigen Therapie, gelang es uns Christopher wieder in einer anderen Schule zu integrieren.

Mittlerweile besucht Christopher die Klasse 9, aber ein größer Teil seiner Ängste sind immer noch vorhanden.

Also etwas vorsichtig sollte man doch mit der Ritalinbehandlung sein.

Ich möchte mich aber auf diesem Wege für Ihre tollen Beiträge bedanken. Mit freundlichen Grüßen Birgit.

Dezember 05, 2006 4:01 PM  
Anonymous Anonym said...

Vielleicht sollten viele Eltern, die ihren Kindern Ritalin geben, erstmal gesund für ihre Kinder kochen, anstatt sie mit Fast-Food Produkten zu ernähren.

Bei Kindern ist die Blut-Hirn-Schranke noch nicht voll entwickelt, und wenn dann hunderte Lebensmittelzusatzstoffe in die Nahrung gemixt werden, muß man sich fragen, warum nicht noch mehr Kinder Probleme haben.

Januar 13, 2007 10:52 PM  

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